World Brain – „Open Source“-Vinyl

WORLD BRAIN beglückte uns zuletzt 2019 mit einer Soloveröffentlichung : „Peer 2 Peer“ . Wie der Name schon andeutet, erkundete dieses Album mithilfe von ausgefallenem Songwriting und instrumentaler Psychedelia die Versprechen und Gefahren universeller Konnektivität. Seine neue Veröffentlichung, „ Open Source “, vertieft diese innere und äußere Reise. Das Album sprengt die Grenzen des „Bedroom Pop“ und spiegelt einen Umzug von Berlin nach Paris – wo ein Großteil des Albums aufgenommen wurde – und weiter nach Brüssel wider. Es hat einen jazzigen, filmischen Rahmen (wie etwa im von Brubeck inspirierten Marsch „Fromage collatéral“) und hüllt den Hörer in eine kosmisch-pastorale Klangsphäre.

Viele Töne erinnern noch immer an die Software-Sounds vergangener Jahrzehnte (ein Paradebeispiel hierfür ist „cAPTCHA“, dessen virtuelle Marimba und Vocalese eine atemlose, von Exotica inspirierte Einleitung .mov für die Datenautobahn suggerieren ), doch die Palette ist reicher und organischer geworden, angeführt von den Holzbläsern, die durchgehend eine tragende Rolle spielen, und der Flöte von Labelkollegin Martha Rose. (Auf dem bereits erwähnten „cAPTCHA“ hört man auch das Weltklasse-Pfeiftalent der unvergleichlichen Molly Lewis.)

Das auffälligste neue Element ist jedoch möglicherweise die Verwendung von WORLD BRAINs französischer Muttersprache, die von seiner Schwester Noémie in „Ville fleurie“ und dem hinreißenden, flatternden „Minute papillion“ (der Titel ist eine idiomatische Aufforderung, langsamer zu machen! ) gesungen wird. WORLD BRAIN schrieb diesen Text ursprünglich auf Englisch, aber er spürte, dass etwas nicht stimmte, und erkannte dies erst, als er ihn in einer anderen Sprache gesungen hörte. Dieser Entdeckergeist – die Entdeckung eines neuen Funkens bei der Rückkehr nach Hause – durchdringt Open Source . Es lädt uns zum Spielen ein, ruft uns zum Entspannen auf, erinnert uns daran, inmitten des Trubels der Gegenwart Gelassenheit zu finden: minute papillon, dans le tourbillon .